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Mosaiksymposium Adana

1. Internationales Mosaiksymposium Adana 1. – 14. Sept. 2021

Keep it short and simple … das geht leider nicht immer. Wie soll ich all das Erlebte in wenige Worte fassen, warum sollte ich Bilder streichen, die die Stimmung und unser Tun zeigen. Wir haben die Zeit genossen, wir haben hart und lange gearbeitet, wir haben viele … wirklich viele römische Mosaike bewundert, wir haben gefachsimpelt, beobachtet, gelernt, Wissen weiter gegeben, miteinander gelacht, einander geholfen … wir haben viel zu viel gegessen, wir haben eine intensive Zeit miteinander verbracht.

Mai 2021 / Einladung

Das Leben ist immer voller Überraschungen, man muss sich dann nur darauf einlassen. Adana war definitv eine solche Überraschung. Irgendwann Anfang Mai kam über den Messenger – gewohnt unkompliziert – eine Anfrage des Mosaik-Maestro Giulio Menossi aus Udine, ob ich im September an einem Symposium in Adana in der Türkei teilnehmen würde. Mein Gehirn lief daraufhin Sturm, Adrenalinkick pur … Mosaik mit Giulio, mit anderen Künstlerinnen aus allen Ecken der Welt … . Symposium? Ja! Gerne, sofort und immer, wenn Giulio fragt. Welche Ehre, welche Freude, dass er mich wieder einlädt. Aber Türkei? Und das Ganze irgendwo in der Türkei … Adana war mir ehrlich gesagt eher unbekannt bzw. doch schon recht nahe an Syrien. Dann auch noch alleine hinreisen? Und ja, da war dann ja auch noch die Sache mit der Pandemie.

Es gibt aber offensichtlich Dinge, die kommen, wie sie müssen … oder wollen. Ich versuchte die Entscheidung hinaus zu zögern … nicht weil ich nicht wollte. Nein, natürlich wollte ich. Es gab für mich einfach so viele Unsicherheiten. Dinge, die für andere vermutlich selbstverständlich sind, sorgten bei mir als Flugunerfahrene für Unbehagen. Ich sagte zu, im festen Glauben, dass Corona die ganze Sache zunichte machen würde. Doch Mitte August kam das Flugticket. Salzburg – Istanbul – Adana. Die Covidzahlen stiegen sowohl in der Türkei wie auch in Österreich, doch beide Länder brauchen den Tourismus – also kein guter Zeitpunkt für irgendwelche Reiseeinschränkungen. Ja – dann! Am 29. August packte ich meinen Koffer (mach ich nie früher, wozu auch?).

Montag 30. August / Anreise

So saß ich am Montag, 30. August um 4:40 im Zug nach Salzburg und um ca. 11:00 Uhr war ich in der Luft Richtung Istanbul, entflog quasi dem Fastwintereinbruch, um bald über einem weißen Wolkenmeer dahin zu gleiten. Später lichtete sich das Weiß und herrliche Wolkenbilder begleiteten meine Reise bis nach Istanbul:

In Istanbul angekommen fühlte ich mich etwas verloren. Erstmals war gehen, gehen und noch einmal gehen am Programm und da der Flughafen offensichtlich wusste, dass in den nächsten zwei Wochen Bewegung Mangelware werden würde, waren die „Domestic Flights“ jene, zu denen der Weg besonders lang war. Doch nach einem gefühlt kilometerlangem Marsch und erneutem Sicherheits-Check, dem verzweifelten Versuch irgendwie in das Flughafen-WIFI reinzukommen (bin nicht die einzige, die daran gescheitert ist) und weiterem Gehen gelangte ich schließlich zu meinem Gate und wurde dort sogleich von Aida, einer Mosaikkollegin aus Mexiko, mit einem „Hi Angela“, erkannt und begrüßt. So verflog die verbleibende Wartezeit wie im Flug, schließlich hatten wir uns genug zu erzählen. Den ca. einstündigen Flug nach Adana sollten wir aber nicht gemeinsam verbringen:

Um 18:00 Uhr landete ich schließlich in Adana, auf einem etwas in die Jahre gekommenen Flughafen, mit zwei Kolleginnen – wir trafen beim Aussteigen aus dem Flugzeug noch Alejandra aus Patagonien – die Teile ihres Gepäcks vermissten und einem Zöllner, der wegen einer angeblichen Ampulle in meinem Koffer nervös war. Mein Werkzeug war ihm sichtlich egal, die Ampulle fanden wir nicht (wie auch?) und nach so etwas wie „was solls“ von Seiten des Zöllners konnte uns letztendlich der geduldig wartende Taxifahrer in unser Hotel bringen. Ich war erschlagen und fasziniert von der Lebendigkeit dieser Stadt, vom gefühlten Dauerhupen der Autos, vom Fahrstil, den Fußgängern, die die Straße überall zu queren schienen, außer über Zebrastreifen … ich staunte darüber während meines gesamten Aufenthalts in Adana, auch wenn ich mich im Laufe der Zeit daran gewöhnen sollte und sogar die eine und andere Fußgängereigenschaft gegen Ende des Symposiums selbst praktizierte.

Am Abend waren all jene, die wir schon in Adana waren, zu Gast bei Nerimans Mutter. Neriman ist wie die Jungfrau zum Kind zur Organisation des Symposiums gekommen. Eine eigene Geschichte, aber eine wunderschöne, da die Stadt Adana bzw. deren Vertreter echtes Interesse an einer solchen Veranstaltung hatten. Das haben wir auch gespürt. Ich versuche mir gerade vorzustellen, hier in Österreich würde eine Stadt, eine Gemeinde oder wer auch immer ein solch großes Interesse haben … träumen wird ja wohl erlaubt sein. Zurück zum Abendessen bei Nerimans Mutter. Eine Ouvertüre dessen, was uns in den nächsten beiden Wochen in Bezug auf Gastfreundschaft und türkischer Küche erwarten sollte. Herrliches Essen, spannende Aromen … nur viel zu viel.

Die erste Nacht im Hotel wurde, nachdem es mir bei Hitze und Straßenlärm irgendwann nach Mitternacht gelang einzuschlafen, um ca. 5:00 Uhr von lautem Muezzingesang unterbrochen. Die Moschee befand sich gleich um die Ecke, der Gesang schien endlos zu dauern, der Schlaf war erfolgreich vertrieben. Danach war es mehr nur ein Schlummern, denn ein Schlafen. Dies sollte mit jedem Tag bzw. jeder Nacht besser werden, man gewöhnt sich fast an alles. Irgendwann überschlief ich den Muezzin und auch das Hupen auf der Straße drang nach einigen Tagen nicht mehr zu mir durch, selbst mit der Klimaanlage, ein Gerät, dessen Betrieb ich im Grunde zu vermeiden versuche, freundete ich mich rasch an, um wenigstens ein wenig die Hitze im Hotelzimmer zu besänftigen.

Dienstag 31. August / Erste Eindrücke von Adana

Den ersten Tag hatten wir noch arbeitsfrei. Einerseits waren wir noch nicht vollzählig, andererseits konnten wir uns so ungezwungen kennen lernen und akklimatisieren. Ich war überglücklich, Sibel aus Istanbul, mit der ich vor drei Jahren gemeinsam in einem Appartement in Udine gewohnt hatte, wieder zu treffen. Oder Vanessa aus Puerto Rico, mit der ich alle vier Mosaik-Symposien, bei denen ich bislang war, gemeinsam erlebte. Aida, Ronit, Marwa und auch Mireille kannte ich flüchtig. Karla, Alina, Alejandra, Xenia, Gülistan war ich noch nie vorher begegnet. Aber genau das macht es ja aus … neue Mosaikbekanntschaften zu machen. Vorweg, wir waren eine wunderbare Gruppe. Nachdem wir lange in der Hotellobby geplaudert hatten, spazierten wir unter Leitung von Lütfiye, deren Aufgabe es war, uns während unseres gesamten Aufenthalts zu betreuen, durch den alten Teil Adanas. Für mich eine andere Welt, es schien eher mehr Dorf denn Stadt … hier ist nicht erkennbar, dass die Stadt deutlich mehr als 2 Millionen Einwohner hat, also größer als Wien ist. In einem Park, unmittelbar beim Büyük Saat (Uhr-Turm) tranken wir den ersten türkischen Kaffee. Durchaus eine Alternative zu italienischem Espresso. ;-)

Später besuchten wir noch die Galerie im Atatürk Park (75. Yıl Sanat Galerisi), die in den nächsten beiden Wochen unser Arbeitsplatz werden sollte. Platz genug, covidmäßige Abstände zwischen den Klapp-Plastiktischen, große Standklimaanlagen an der Wand, die uns die Hitze dieser Tage nicht wahrnehmen lassen werden und natürlich die türkische Flagge, ein Element, welches immer wieder sehr präsent war.

Mittwoch 1. September / Es geht los

Am 1. September begannen wir zu arbeiten. Nicht ohne Nervenkitzel im Vorfeld, ob denn die bestellten Smalti rechtzeitig ankommen würden. Sie waren da! Einige hatten bereits zu Hause vorbereitete Elemente mitgebracht und konnten daher schon mit der Mosaikarbeit beginnen. Als Material standen uns Marmor und Smalten verschiedener Hersteller zur Verfügung: Aus Italien kenne ich sie ja, neu waren sie mir aus Griechenland und der Türkei, beide Quellen lieferten ausgesprochen sympatisches Material. Mein Ansatz bei diesen Symposien ist, dass ich alles vor Ort mache … daher war mein Ziel des ersten Tages, die Struktur fertigzustellen. Dies gelang mir auch.
Am Ende des ersten Abends wurde das Symposium feierlich mit einem offiziellen, aber doch irgendwie eher privat anmutendem Empfang eröffnet. Dazu gab es Snacks und alkoholfreie Cocktails. Die gerösteten Kichererbsen fand ich schon einmal richtig gut. Im offiziellen Leben der Stadt Adana wird kein Alkohol konsumiert, dafür eben Cola, Limo, Wasser … stilechter auch Tee.

Donnerstag 2. September – Freitag 3. September / Erste sichtbare Mosaikausschnitte

Schnell wurde uns klar, dass wir, da zwei Wochenenden in die Veranstaltungzeit fielen, nur wenige Tage für unsere Mosaike haben, wenn wir an den Wochenenden nicht arbeiten würden. Einstimmig wurde daher die Arbeitszeit verlängert und wir standen von nun an fast jeden Tag von 9:00 bis 19:30 in der Galerie, an den Wochenenden etwas weniger. Da die Türkei keine Sommerzeit hat, verließen wir die Galerie bereits in der Dunkelheit, um direkt zum Abendessen geführt zu werden. Immer mit dem von der Stadt Adana zur Verfügung gestelltem Taxi und in Begleitung von Lütfiye. Die ersten Tage vergingen recht schnell, wir arbeiteten intensiv … und aßen, und aßen und aßen.
An dieser Stelle ein paar Impressionen der ersten Tage unseres Tuns. Sorry, dass hier nicht alle gezeigt werden, aber meine Kamera streikte zum Teil wegen des etwas mager dosierten Lichts und kreierte leider meist nur unscharfe Fotos:

Samstag 4. Sept / Gaziantep

Der Samstag war nach drei intensiven Arbeitstagen unser erster arbeitsfreier Tag und wurde zu einem Ausflug genutzt. Das Ziel nach einer fast dreistündigen Fahrt war Gaziantep mit dem größten Mosaikmuseum der Welt und anschließendem Besuch direkt bei den Ausgrabungen von Zeugma in Belkis. Da schlägt jedes Mosaikherz höher. Wir staunten über die Massen an Mosaikfußböden … die muss ja irgendwann irgendwer gemacht haben! Die Qualität war für uns atemberaubend. Das wohl bekannteste Motiv aus diesem Museum ist „Gypsy Girl“, mit einer extrem ausdrucksstarken Mimik. Doch in Gaziantep sollte uns nicht nur das Museum beeindrucken, Essen, Bazar, Menengiç, ein Pistazien essender Papagei … .

Wir waren hier übrigens nicht mehr weit von der syrischen Grenze entfernt, sogar noch östlicher als das syrische Aleppo. Gaziantep wirkte sauber und lebhaft. An den Einfahrtsstraßen wurden grüne Rasenstreifen bewässert und auch hier ragten überall die Minarette der Moscheen in die Höhe – im Wettstreit mit den ebenfalls sehr hohen Wohnblöcken, die leicht mehr als 15 Stockwerke haben konnten.

Überwältig von den Mosaiken, Gerüchen, Farben, dem Treiben auf der Straße, den Geschmäckern von Menengiç (ein Kaffee aus Terpentinpistazien und Milch – gewöhnungsbedürftig aber definitiv einen Versuch wert), grünen Pistazien (die außen eigentlich rosa sind) und gerösteten Kichererbsen, Terpentinpistazien und was auch immer, fuhren wir weiter nach Zeugma/Belkis, wo wir die Ausgrabungen besuchten. Hier wurden jene Mosaike gefunden, die wir zuvor in Gaziantep im Museum bewundert hatten und das waren bei weitem noch nicht alle. Da gäbe es noch einen Traum … in meinem nächsten Leben werde ich Archäologin und mit genau dieser Faszination bin ich durch dieses Museum gegangen, habe mich vor meinem inneren Auge in dieser Erde vorsichtig graben und mit großer Aufregung ein Mosaik freilegen gesehen:

Sonntag 5. September – Freitag 10. September / Die Arbeit geht weiter

Müde von dem langen Ausflug kehrten wir am Sonntag zurück in die Galerie. Am Sonntag selbst arbeiteten wir etwas kürzer, doch an den darauffolgenden Tagen standen wir wieder jeden Tag zehn Stunden an unseren Mosaiken, allerdings nicht ohne Spaß dabei zu haben. Die Müdigkeit kam erst gegen Ende der Woche. Der von den italienischen Symposien gewohnte Prosecco war hier nicht erhältlich. Doch wir wussten uns zu helfen und es wurde Wein organisiert … so gab es neben Kaffee, türkischem Tee und Wasser auch täglich unseren Papierbecher Wein, zumindest für jene, die wollten. Die Arbeiten schritten unterschiedlich schnell voran und ich für mich konnte recht bald entspannt in die Galerie gehen, da ich rasch mit meiner Arbeit vorankam. Giulio Menossi, der selbst auch für Adana ein Mosaik machte, hatte nebenbei immer Zeit, um uns mit Anregungen, Vorschlägen, aber durchaus auch anregender Kritik weiter zu helfen. Da ich ja auch hier war, um meine eigenen Mosaikfähigkeiten zu verbessern, nahm ich dies auch gerne an.
Um zumindest etwas Bewegung zu haben, spazierte ich in der Früh nun meistens gemütlich zur Galerie. So langsam fand ich mich in diesem Teil der Stadt zurecht, genoß den morgendlichen Gang und staunte über Zigarettenverkäufer auf der Straße, Palmwedel als Besen zur Straßenreinigung, die Müllwägen, Obsttransporte, das Leben auf der Straße und natürlich den Verkehr. Trotz des Gehupes wirkte das Leben hier auf mich deutlich entspannter als bei uns im beschaulichen Österreich.
Mit Freitag war mein Mosaik fertig, so dass ich nun theoretisch meine Freizeit hätte genießen können. Die paar Kleinigkeiten, die noch zu tun waren, würden in der verbleibenden Zeit noch leicht erledigt werden: Reinigen bzw. den Rand verputzen.

Ein paar Eindrücke von meinen Künstlerkolleginnen und Maestro Giulio Menossi:

… und das Drumherum:

Samstag 11. September / Archäologisches Museum Adana

Eine wirkliche Überraschung war für mich das Archäologische Museum in Adana, welches mir erst richtig die Augen öffnete, auf welch historischem Boden ich mich in dieser unscheinbaren türkischen Millionenstadt befand. Dass hier die Römer weilten, wusste ich ja von der steinernen Römischen Brücke, die mir als Vorbild für mein Mosaik diente und die ich bis zu diesem Tage noch gar nicht in natura gesehen hatte. Die Brücke ist laut Wikipedia eine der ältesten Brücke der Welt, die heute noch genutzt wird – bis vor wenigen Jahren sogar für den Autoverkehr. Doch die Besiedelung dieses Ortes lässt sich viel weiter zurückverfolgen. Adana scheint Superlative zu mögen, denn auch der Ort selbst zählt zu den am längsten durchgehend von Menschen besiedelten Plätze der Welt, ohne jedoch jemals besondere Wichtigkeit erlangt zu haben. Meine Lieblingsstücke in diesem Museum waren eindeutig die uralten Keilschrift-Tablets, dessen kleine Schrift wohl schon damals dem einen und anderen schwer gefallen sein muss, zu entziffern. Darüber hinaus schien jede bedeutende Kultur der Antike hier und im Umfeld ihre Spuren hinterlassen zu haben.

Auch in diesem Museum gab es einen Abschnitt mit antiken Mosaiken. Wie auch anders! Gefühlt dürfte irgendwann die halbe Türkei mit Mosaik überzogen gewesen sein. Fundort der Mosaike in diesem Museum ist Misis, mit Mosaiken nicht weniger beeindruckend als jene in Gaziantep, wenn auch in kleinerer Anzahl. Das im Wasser versinkende Ornament meines Mosaiks wurde von diesen Mosaiken inspiriert. Mein Lieblingsmosaik ist jener kleine Ausschnitt, der von Kinderhand geschaffen worden sein dürfte …. vermute ich einmal. Jedenfalls gefällt mir die Vorstellung, dass ein Kind einen Teil des Fußbodens legen durfte und die Eltern dies, so wie heute Kinderzeichnungen aufgehängt werden, stolz ihren BesucherInnen zeigten:

Anschließend bekamen wir die Gelegenheit, in einem Einkaufszentrum nach Geschenken und Souvenirs zu suchen. In der Türkei musste wegen der Pandemie vor dem Eintritt ein 3G-Nachweis gezeigt werden. Den hatten wir natürlich nicht bei uns, doch Lütfiye argumentierte gekonnt im Namen der Stadt Adana und wir waren drin … nur um – zumindest Karla und ich – nach einer schnellen Runde wieder raus zu gehen. Das war für uns uninteressant, gibt es diese Geschäfte ohnehin in jeder Stadt der Welt. Also spazierten wir zurück in die Galerie, über den Seyhan Fluss, vorbei an der großen, aber relativ neuen Moschee … übrigens die zweitgrößte der Türkei:

Neben den wenigen Arbeiten, die ich noch an meinem Mosaik machen musste, bot ich meine Unterstützung jenen an, die noch viel Arbeit vor sich hatten und daher den Museumsbesuch nicht mitmachten. So verbrachte ich auch diesen Tag in der Galerie. Draußen war es ohnehin viel zu heiß, um vernünftig irgendetwas zu machen.

Sonntag 12. September und Montag 13. September / Finale Arbeiten

Gegen Ende eines Symposiums wird es meist etwas hektischer und es schein, als würden nicht alle rechtzeitig fertig werden. Warum sollte es dieses Mal anders sein. Also wurden alle helfenden Hände gerne angenommen, um die Fertigstellung aller Mosaike zeitgerecht zu schaffen:

Gruppenbild … damit ich auch alle mit kompletten Namen vorstelle:

vordere Reihe: Mireille Swinnen (Belgien/Uganda), Gülistan Genç (Türkei), Sibel Akaba (Türkei), Ronit Strum (Israel), Giulio Memnossi (Italien), Marwa Qendeel (Ägypten), Karla Duterloo (Niederlande/Südafrika), Neriman Güzel (Türkei), Aida Valenzia (Mexiko) und Lütfiye (Türkei, unsere Betreuerin)
hintere Reihe: ich (Österreich), Vanessa Rivera (Puerto Rico), Alejandra Martin (Argentinien), Alina Chubova (Kasachstan/Tschechien) und Xenia Samokhina (Russland/Italien)

Am Montag wurden am Nachmittag bereits erste Vorbereitungen für die Ausstellung getroffen. Da Sibel am nächsten Tag bereits am späten Vormittag zum Flughafen musste, machten wir hier noch schnell ein paar Bilder mit ihr:

Dienstag 14. September / Erster Abschied und Vernissage

Wenn etwas unbarmherzig vergeht, dann ist es die Zeit. Unaufhörlich schreitet sie voran, auch in einer wunderbaren Zeit wie dieser des Symposiums in Adana. Da Sibel anschließend noch einen Urlaub geplant hatte, schon bevor sie die Einladung zum Symposium erhielt, konnte sie heute nicht bei der Ausstellungseröffnung dabei sein und war leider die erste, die uns verließ. Den Vormittag nutzen wir Mosaikzwillinge, wie wir von der Gruppe genannt wurden, um die alte steinernde Römische Brücke zu besuchen. Endlich, am letzten Tag, der uns zur Verfügung stand. Die Brücke war überwältigend, groß, mächtig und sehr solide thronte sie im Wasser des Seyhan-Flusses. Die Größe offenbart sich erst, wenn man sie vor sich hat, beim Gehen auf der Brücke hat man mehr das Gefühl, auf einer breiten Straße denn auf einer Brücke zu sein. Von dort spazierten wir zurück zu unserem Hotel und atmeten noch einmal intensiv das Leben dieser Stadt ein:

Dann hieß es Abschied nehmen, etwas, das im Grunde niemand von uns wollte, auch wenn wir langsam spürten, dass es Zeit sei, in unser normales Leben zurück zu kehren. Noch schnell ein Abschiedsfoto in der Aula des Hotels, dann entführte das Taxi Sibel, um sie zum Flughafen zu bringen:

Viel Zeit blieb nun auch uns nicht mehr, denn bereits um 14:30 würden wir von unserem Taxi hier abgeholt, um zur Eröffnung der Ausstellung gebracht zu werden. Doch ich wollte noch schnell für meine Kinder ein kleines Souvenir suchen, in Gaziantep hatte ich daran leider gar nicht gedacht … gar nicht so einfach in dieser Stadt mit dieser wenigen Zeit, die ich nun hatte. Ich marschierte allein durch die schwüle Hitze, vorbei an den Moscheen zum Uhrturm. Dort, so hatte ich in Erinnerung, gibt es vielleicht am ehesten so etwas wie ein nettes Mitbringsel. Ich wollte schon entmutigt wieder umdrehen, als ich an der Ecke hinter dem Uhrturm ein etwas anderes Geschäft erblickte und unter dem erstaunten Blick dreier Männer eintrat. Was ich fand, war zwar auch nur ein Kompromiss, aber kein schlechter und als ich zahlen wollte, kamen wir ins Gespräch und ehe ich mich versah, hatte ich einen Sitzplatz und vor mir einen Tee. Ich erzählte woher ich komme und was ich in Adana machte und erfuhr im Gegenzug, dass Ömer Erdogan, der Inhaber des Geschäfts zugleich Präsident des Kunsthandwerkverbandes von Adana war und selbst mit Holz arbeitete. Stolz zeigte er mir seine Werkstatt und ich durfte dort sogar selbst Hand anlegen. Tee, ratschen und Werkstatt brauchten Zeit, und so übersah ich fast die wenige Zeit und musste mich rasch zurück zum Hotel beeilen, um noch rechtzeitig fertig zu werden:

Zur Eröffnung der Ausstellung kamen tatsächlich Leute … tatsächlich, weil es ein Dienstag Nachmittag war und heiß und wir vermuteten, dass die Leute wohl auch arbeiten würden. Schön, wenn Vermutungen sich nicht immer bewahrheiten. Die Leute waren wegen uns und unserer Arbeit gekommen und wir genossen es, im Mittelpunkt zu stehen:

Danke

Danke an die Stadt Adana für die Einladung zu diesem Symposium, welches eine wunderbare gemeinsame Zeit und einen Austausch unter uns Mosaikkünstlerinnen ermöglichte. Danke für die Gastfreundschaft und die Möglichkeit, diese Stadt zumindest ein wenig kennen zu lernen. Danke an Neriman, die unseren Aufenthalt fast perfekt organisiert hat (ganz perfekt wäre unheimlich gewesen ) und natürlich ein besonders großes Danke an Giulio Menossi, der diesen Mosaiktraum lebt, der uns … der mich … an seiner Vision von Mosaik als Kunstform teilhaben lässt, der mit solchen Symposien uns gegenseitigen Austausch, ein miteinander Lernen und Entdecken, Zusammenarbeit, vor allem aber Mosaikfreundschaften in alle Welt ermöglicht.

Kulinarische Höhepunkte

Die türkische Küche hier in Adana verdient es, erwähnt zu werden. Auf ihren Adana Kebap ist die Stadt zurecht stolz, und wir hatten die Gelegenheit, diesen aus mehreren Küchen essen zu können. So gab es am ersten Abend Adana Kebap, am zweiten Adana Kebap, am dritten … unterbrochen durch Pizzeria, Fischlokal und dem Speisentempel in Gaziantep. Die Tische bogen sich quasi vor der Last der Köstlichkeiten. Die Meze, das sind die Vorspeisen hatten es mir besonders angetan, vor allem der Humus hat mich in allen Variationen begeistert und ich durfte mich auch immer großzügig davon bedienen, da ich arme Haut ja Bulgur und Fladenbrot wegen des lästigen Glutens nicht essen könne. Dazu Salate und Gemüse. Und erst das Obst! Ich konnte hier bei meiner geliebte Wassermelone oft mehrmals am Tag zugreifen. Vom Fladenbrot und den süßen Nachspeisen musste ich die Finger lassen, genauso versuchte ich Bulgur, der leider oft auch versteckt in einigen Gerichten zu finden ist, zu umgehen, was mir leider nicht immer gelang und sich entsprechend rächte. Dennoch, ich habe das Essen hier genossen und werde das eine und andere daheim sicher nachkochen. Es ist lange her, das mich eine neue Küche so begeistert hat, wie die türkische bzw. anatolische Küche. Getrunken haben wir natürlich nicht nur Wasser und Tee, auch Wein, Bier und natürlich Raki, zum Teil stilecht mit Salgum wurde mit Genuss konsumiert.

Ambitionen, Türkisch zu lernen, endeten meist mit einem Knoten auf der Zunge und schallendem Gelächter. Allein schon die Sache mit dem Danke war für uns undurchschaubar … die haben einfach kein einfaches Danke. Es gelang mir schlichtweg nicht, das Gehörte in Buchstaben und Silben zu zerlegen und nachzusprechen. Ein Wort, welches ich aber doch lernte, war „şerefe“, gesprochen „scherefe“, mit der Betonung am Ende des Wortes. Das war dann unser Gruß zum Raki oder Wein, ein Prost.

Mittwoch 15. September / Heimkehr

Auch Märchen habe ein Ende und irgendwie war das Symposium in Adana doch auch ein Mosaikmärchen. Geschlafen habe ich kaum, um 3:20 wurden wir von einem Taxi zum Flughafen gebracht. Dieses Mal verwirrte doch mein Werkzeug im Koffer … doch mit der Urkunde im Handgepäck, die meine Teilnahme am Mosaik-Symposium bewies, war das Thema erledigt und bereits um 5:20 hob mein Flieger Richtung Istanbul ab. Dieses Mal war mir der riesige Flughafen schon etwas vertrauter, das Umsteigen funktionierte nach einem 2km Marsch innerhalb des Flughafengebäudes einwandfrei und ich wusste nun, dass man auf Flughäfen, auch wenn sie überdimensioniert groß sind und man alleine reist, nicht so leicht verloren geht. Bereits um 10:00 Uhr landete ich in Salzburg. Nach Covid- und Passkontrolle musste ich etwas auf meinen Koffer warten, der nach dieser Reise sichtlich mitgenommen wohl in Pension geschickt wird … doch währenddessen bestätigte mir ein Werbebildschirm, dass ich auch wirklich in Austria gelandet bin.

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